Reisestile, Reiseziele

Reisestil?

Das Wort existiert echt! Aber: Keine Ahnung, ob der Begriff frei erfunden ist oder tatsächlich eine reale Kategorie darstellt – allerdings belegte mir ein kurzes Googeln, dass dieser Begriff durchaus Verwendung findet. Deswegen erzähle ich heute ein bisschen über meinen persönlichen Reisestil, bevor es mit den Travelbooks weitergeht.

Vorab: Ich würde Reisestil als eine bestimmte Art des Reisens definieren, hierzu gehören auch Aspekte, die einem bereits vor einer Buchung bzw. einer festen Auswahl (Ort, Hotel, Hotelbedingungen, Ziel, usw.) wichtig sind.

Ich ganz persönlich mag es mittlerweile auch ganz gern mal ein wenig dekadent. Sprich, mit Luxus.

Die Zeiten sind vorbei…

… in denen ich ganz persönlich Urlauben noch etwas abgewinnen kann, in denen man schon total gestresst und erschöpft an seinem Zielort ankommt, dann entweder mit seinem ganzen Gepäck noch mühselig seine Unterkunft suchen oder diese sogar aufbauen muss. Als ich jung war, waren schlicht und ergreifend auch aus finanziellen Gründen nur solche Reisen drin: Möglichst nah und mit öffentlichen Verkehrsmitteln (Bus, Bahn, mein längster Trip dauerte 18 Stunden nach Bayonne, Frankreich) zu erreichen, die sich zudem am Boden, statt in der Luft, bewegten (siehe mein Beitrag über Flugangst), zum Teil eine absolute LowBudgetKombi aus Trampen und (wild) Campen; später dann vor Allem im Familienkontext Pensionen oder preiswerte Ferienunterkünfte, und trotz auch der ein oder anderen positiven Erfahrung waren doch viel häufiger als erwünscht und/oder erholsam ’ne fehlende Hygiene (episch eine Unterkunft, bei der Tochter und ich wegen Dreck, ja, Dreck, und massivem Schimmel und keinerlei Erreichbarkeit des Anbieters frühzeitig abreisen mussten), eine hohe Lautstärke bis hin zur Lärmbelästigung sowie Frühstücksgebäck, mit dem man Enten hätte totwerfen können, AllInclusive. Nee. Sorry, aber ich persönlich brauche sowas im Urlaub dann echt nicht mehr.

Im Rückblick gesehen bin ich zwar schon immer verreist. Aber nur ganz selten hat es sich dann überhaupt wie Reisen, geschweige Urlaub für mich angefühlt. Zum Beispiel: Echt unzählige Male in die Niederlande getrippt, zu jeglichen Jahreszeiten. Und: Mittlerweile kostet ein Aufenthalt dort in einer halbwegs passablen Unterkunft (ohne Schimmel, ohne Lärm, und ohne die fast schon obligatorische NL-Liebestöterbettritze) direkt am Meer fast genauso viel wie ein paar Tage woanders in einer nicht nur halbwegs passablen Unterkunft. Wo es zudem wärmer (und für mich persönlich ! hübscher, ich betone es, aus Gründen, s.u.) ist und es mehr zu sehen gibt als Dünen, Nordsee und Strandbars.

Für einen Spontanausflug sind die Niederlande jedoch, wie ich finde, durchaus immer noch gut, so geschehen erst im Dezember letzten Jahres, allerdings auch nur mangels Flugalternativen zu diesem konkreten und sehr spontanen Zeitpunkt ^^. Dennoch ist es einfach nicht mehr meine bevorzugte Art, auf Reisen zu gehen, zumal, wenn ich bereits weiß, was mich am Zielort erwarten wird und die Erkundungsmöglichkeiten alleine dadurch limitiert sind.

Reisestil-Mischform

Im Prinzip bin ich ein Mischtyp. Ich bin kein Backpacker und werde es auch niemals mehr werden, das ist mir ganz persönlich einfach viel zu anstrengend geworden; aber ich liebe es, zu erkunden, und je abseitiger ich von bekannten Pfaden und berühmten und manchmal überlaufenen Spots erkunden kann, umso besser. Insbesondere zieht es mich stets hinaus in die Wildnis, wenn ich unterwegs bin.

Ein reiner Badeurlauber bin ich auch nicht. Aber ich habe für mich festgestellt, dass es – für mich – nichts Cooleres gibt, als den ganzen Tag komplett auf eigene Faust (z.B. Mietwagen) ab früh morgens unterwegs gewesen zu sein, um ab nachmittags gechillt im Liegestuhl auf der eigenen Terrasse, dem eigenen Balkon zu aasen – und ja, mit Meerblick, bitt’sehr, wenn schon, denn schon – oder im Meer bzw. in einem Pool zu plantschen, der, wenn es geht, noch beheizt und hübsch gestaltet ist, ’nen guten Cocktail zu trinken und mich vor allem nicht mehr um die leidige Nahrungsaufnahme bzw. -zubereitung kümmern zu müssen.

Nebenbei, jetzt noch einmal zu AllInclusive: Zweimal gemacht, ein weiteres Mal brauche ich es nicht. Erstens trink‘ und ess‘ ich am Ende doch nicht so viel, wie es meine generelle Gefrässigkeit vermuten lässt, zweitens habe ich auch für mich festgestellt, dass die Speisequalität – ggf. durch AllIn bedingt – zu wünschen übrig lässt im Vergleich zu den Hotels, die ich mit „nur“ der Option auf Halbpension gebucht hatte.

Ein solcher Reisestil wie der meine kostet entsprechend Geld, was letztlich auch dazu führt, dass es nicht mal „soeben irgendwo“ sechs oder gar acht Wochen sein können. Hierzu würde aber auch meine Zeitplanung für Reisen an sich nicht allzu viel hergeben, und halt des Weiteren, dass ich mich im Urlaub auch einfach erholen möchte, dazu gehört für mich ganz persönlich letztlich etwas Luxus dazu. Das nennt man wohl Kompromiss. Ich mag es weiterhin sehr, dass ich mich in Urlauben in Hotels der höheren Preiskategorie einfach mal umsorgt fühle, ohne, dass ich mich großartig noch um etwas kümmern muss. Dieses „Verantwortung abgeben“ ist für mich ganz persönlich schon echt toll und etwas, dass ich eigentlich auf Reisen nicht mehr missen möchte.

Tipps: Die bisher schönsten Hotelanlagen

Ich möchte an dieser Stelle jetzt einmal die bislang schönsten Hotels supporten, in denen ich bisher gewesen bin. Diese Supports sind dadurch mitbedingt, dass ich dort ausnahmslos positive Erfahrungen machte, andere Hotels bzw. Hotelanlagen es sicherlich ebenfalls verdient haben, aber ich mich auch nicht mehrteilen kann, wie ich bereits auf diesem Blog schon einmal erwähnte – angesichts der aktuellen Situation mit Corona hatte ich letztlich eine Auswahl zu treffen. Das ist also meine.

1) Quinta Splendida Wellness & Botanical Garden auf Madeira
Warum: Das Hotel liegt inmitten eines botanischen Gartens, ist wunderhübsch gestaltet (ich bin ein kleiner Ästhet ^^), es bietet eine phänomenale Aussicht auf den Atlantik und die Ilha Desertas; das Essen ist großartig, besonders die Kuchen (Semifredos mit Obst, Nusskuchen, bei dem man vor Genuss auf der Stelle umfallen will), das Personal ist so lieb, herzlich und freundlich, dass man sich auch beim Alleinreisen nie allein fühlt. Ein ganz wichtiger Faktor.
Mein besonderes Highlight: Als Wiederholungstäterin bekam ich bei meinem zweiten Aufenthalt ein günstiges Upgrade auf die Spa-Suite. Und die war sowohl von der Einrichtung, als auch vom Ausblick her, unübertroffen, morgens mit Blick auf den Ozean aufwachen, das war neben der großzügig angelegten Terrasse schon phänomenal.
Preise: Immer noch günstiger als die Kanaren bei etwas mehr Luxus in der gleichen Hotelkategorie.

Ausblick von der Quinta, Sonnenaufgang.
Quinta Splendida
Quinta Splendida Suite mit Ausblick auf den Atlantik

Links
http://www.quintasplendida.com/
https://www.holidaycheck.de/hi/quinta-splendida-wellness-botanical-garden/af81de18-20fe-349f-9d13-fd810eae58e1

2) Atrium Prestige Thalasso Spa Resort & Villas auf Rhodos
Warum: ein Märchen. Das Hotel liegt im Süden der Insel in abgeschiedener Lage. Für alle, die es ruhig, aber maximal luxuriös mögen. Auch hier ist die Gestaltung einfach sagenhaft, bis hin zu dem grandiosen Infinitypool, der jedem dankbaren Urlauber die Tränen in die Augen treiben möchte, auch abends durch die Glitzerbeleuchtung ein absolutes Highlight. Das Essen war bzw. ist fantastisch, besonders, wenn man ein Faible für mediterrane Küche hat. Und ich habe noch nirgends so gute Cocktails getrunken, Christos von der Poolbar sei Dank. Maria hingegen versorgte mich morgens mit Insidertipps zur Erkundung und allgemein fühlte ich mich in der fröhlich-warmherzigen Stimmung in diesem Hotel pudelwohl.
Mein besonderes Highlight: Die durchsichtige Scheibe im Bad. So konnte ich von der Badewanne aus auf das Mittelmeer gucken. Und die hotelinterne App, mit der man sich z.B. Snacks und Getränke ordern konnte, ohne sich vom Liegestuhl (am Pool, am Strand) bewegen zu müssen (nebenbei: mein Verderben).
Preise: teuer! Ich habe damals via Tui (eine meiner wenigen Pauschalurlaube) für Ende September/Anfang Oktober, übrigens Superreisezeit nach Rhodos, ein Schnäppchen ergattert. Ich möchte auch unbedingt noch einmal in dieses Traumhotel, warte aber derzeit noch das Ende von Covid ab.

Aussicht. Der Infinitypool verschlägt einem den Atem.
Lobby
Sonnenaufgang vom Balkon

Links
https://www.atriumprestige.gr/de/
https://www.tripadvisor.de/ShowUserReviews-g1568712-d1418538-r629678958-Atrium_Prestige_Thalasso_Spa_Resort_and_Villas-Lachania_Rhodes_Dodecanese_South.html

3) Europe Villa Cortés in Teneriffa
Warum: Obwohl es mich selbst kein zweites Mal nach Teneriffa zieht (mehr dazu irgendwann in einem gesonderten Beitrag), dem Hotel an sich ist keinerlei Vorwurf zu machen. Eher eine ruhige, dafür aber sehr schön gestaltete Anlage inmitten des ganzen Trubels, das zur Hochsaison zu gewährleisten und maximale Entspannung zu ermöglichen empfand ich schon als „outstanding“. Sehr liebes und freundliches Personal, auch hier. Zu meinem Geburtstag gab es eine kleine Überraschung auf’s Zimmer, welche mich sehr gefreut hat.
Mein besonderes Highlight: Tatsächlich diese Oase der Ruhe inmitten des ganzen Trubels, die schöne Aussicht vom Balkon aus auf La Gomera, die hübsche Gestaltung, das sehr schöne Zimmer. Da passte von der Innenausstattung her alles und es saß jemand dahinter, der sich viele Gedanken darüber gemacht hat.
Preise: Ich behaupte mal keck, in der Kategorie in der Hochsaison (Sommerferien) auf den Kanaren noch vergleichsweise moderat.

Hotelansicht, im mexikanischen Stil gehalten.
Zimmer
Pool. Einfach chillen.

Links
https://europe-hotels.org/hotel-villa-cortes/home/?lang=de
https://www.tripadvisor.de/Hotel_Review-g562820-d255203-Reviews-Europe_Villa_Cortes-Playa_de_las_Americas_Arona_Tenerife_Canary_Islands.html

Berühmte letzte Worte

Es ist schon etwas schräg, aber ich habe mittlerweile die Erfahrung gemacht, dass man häufiger in der ein oder anderen Reisegruppe in sozialen Netzwerken oder sogar privat für seinen persönlichen Reisestil angegangen wird. Wieso auch immer. Scheint ein Reizthema zu sein. ^^

Deswegen einfach hier ein kleiner Appell:
Leute, lasst die Menschen einfach ihren Urlaub verbringen, wie es für sie und ihre Lebenssituation und ihren persönlichen Stil passend ist und sich gut anfühlt. Ich habe diesen Beitrag deswegen erstellt, um meinen eigenen Reisestil zu teilen, da sich vielleicht der ein oder andere wiederfindet und sich ein wenig Input rausnehmen kann. Weder möchte ich jemanden belehren, wie er seine Urlaube und Reisevorlieben in Zukunft zu gestalten oder gar zu genießen hat, noch will ich wem vorschreiben, wie das Reisen und Urlaube an sich anzugehen sind. Komischerweise bilden sich, was Reisen oder Urlaubsverhalten angeht, viel zu oft verschiedene Lager – so, als wären es irgendwelche Glaubenskriege, die zu führen notwendig sind.

Dabei ist das Reisen und ein Urlaub doch viel zu schön. Genießt es einfach! Wie, wann, wo, spielt dabei absolut keine Rolle, oder, für die „schönste Zeit im Jahr“, es sollte keine spielen. Was ich mag, mag dem anderen gar nicht zusagen. Was derjenige mag, käme für mich nicht in Frage.

Und! Eins eint uns Reiseverrückte doch immer, trotz den verschiedenen Reisestilen und Reisezielen: Neugier und Vorfreude auf etwas, was mal nicht dem Alltag entspricht. Und das sind, wie ich finde, sehr schöne Eigenschaften.

Virtual Travelbook (1) – Madeira (oder wie alles begann)

Was Reisen für mich bedeutet – Teil 1

2018 war eines der schlimmsten Jahre meines Lebens. Ich steckte knietief in einer handfesten Lebenskrise – nicht die erste in meinem Leben, aber die erste, in der meine üblichen Bewältigungsstrategien völlig versagten – sodass ich regelrecht dazu gezwungen war, von diesen abzuweichen und mal etwas anderes, ganz Neues auszuprobieren.

Seit meiner Kindheit litt ich an extremer Flugangst. Im Alter von 12 Jahren befand ich mich mit meiner Oma auf dem Rückflug von Tunesien. Das Flugzeug erreichte seine Flughöhe nicht – ein Maschinenschaden war der Anlass, wie uns der Pilot damals mitteilte. Mit 12 Jahren steckt man einen solchen Vorfall zunächst in der akuten Situation selbst ganz gut weg; dennoch blieben die Erinnerungen daran echt sehr plastisch: Dass wir acht Stunden insgesamt für den Rückflug benötigten, zwischenzeitlich in München landen mussten, um aufzutanken; dass wir über den Alpen in extreme Turbulenzen gerieten, echt eine unangenehme Angelegenheit, so insgesamt.

Ein altes Reitersprichwort besagt, wenn du vom Pferd fällst (und du nicht ernsthaft verletzt bist), steig sofort wieder auf. Leider hatte ich in den kommenden Jahren keinerlei Gelegenheiten mehr für eine Flugreise, sodass die Erinnerungen an diesen Flug zusehends angstbesetzter wurden und mir im Laufe der Jahre alleine beim Gedanken an eine Flugreise bereits der kalte Panikschweiß ausbrach.

2018, also: Ich hatte schon immer eine Sehnsucht danach, zu reisen, die Welt zu erkunden, und war zusehends unzufrieden mit dem ständigen Angewiesensein auf Transportmittel wie Auto, Zug, oder gar Bus. Insofern gesellte sich zu der Notwendigkeit, in dieser Lebenskrise mal etwas Neues auszuprobieren, auch eine gewisse Gleichgültigkeit meiner Flugangst gegenüber dazu. Nach dem Motto: Hast eh nix zu verlieren, höchstens zu gewinnen (ich steh auf Fatalismus. Kann unter Umständen Leben retten).

November 2018 buchte ich also unter diesem Eindruck von Fatalismus („was soll’s, dann stürzt das Ding halt ab!“) und dem Gefühl, meinem Leben einen grundlegend anderen Input verpassen zu müssen, weil es so einfach nicht mehr weiterging (arbeiten, funktionieren, abends heulen, morgens heulen, arbeiten, funktionieren, heulen) einen Flug nach Madeira für Januar 2019. Und damit habe ich mir das Tor zur Welt eröffnet – und ja, Trommelwirbel, dramatischer geht es wohl kaum – auch zu mir selbst.

Flug CGN (Köln-Bonn) – FNC (Funchal Airport), Januar 2019

Völlig tiefenentspannt und erstaunlich unängstlich (Fatalismus!) saß ich am Flughafen CGN und freute mich sogar auf den bevorstehenden Flug an sich, ohne gedanklich bereits am Ziel zu sein. Madeira hatte ich nur deswegen ausgewählt, weil allerorts als „Blumeninsel im Atlantik“ angepriesen (und ich mag Blumen), annehmbare Temperaturen im Winter, und verhältnismäßig günstig (im Vergleich zu z.B. den Kanaren) – von der Insel selbst hatte ich bis dato keinen blassen Schimmer (shame on me. Oder auch nicht, denn da ich nicht wirklich wusste, was mich erwartet, war das Erlebnis an sich umso überwältigender. Dazu irgendwann mal mehr).

Noch immer frohgemut betrat ich das Flugzeug. Als sich die Tür schloss, bekam ich ein leichtes, aber immer noch marginales und somit zu verkraftendes Beengungsgefühl. Wohlweislich hatte ich mir einen Sitzplatz am Gang ausgesucht und nicht am Fenster, um mich nicht sofort zusätzlich mit Höhenangst zu überfordern. Der Flug damals war kaum gebucht und dementsprechend beinah menschenleer, was diesen kurzen Anflug von Klaustrophobie sofort wieder relativierte. Auf der Rollbahn steckte ich mir sodann meine vorbereitete Playlist ins Ohr und hatte für ein paar Sekunden ein richtiges Glücksgefühl. Ich steh nämlich total auf Geschwindigkeit. Ab dafür, und yeah!

Dann jedoch zog der Flieger nach oben und mir wurde von jetzt auf gleich schwindlig und ich hatte das Gefühl, komplett die Orientierung zu verlieren, ich wusste nicht mehr, wo unten, oben, links und rechts ist. Und zack, war die Panik da und zwar mit voller Wucht. Also ganz bewusst atmen, atmen, atmen, aber auch das half nicht wirklich, stattdessen krampfte ich mich immer wieder im Sitz fest und hechelte panisch vor mich hin, statt bewusst zu atmen.

Fast viereinhalb Stunden durchlebte ich angstmäßig die Hölle auf Erden; in meinem Kopf rasten nur noch Gedanken wie „gleich explodiert das Gefährt, du kannst hier nicht raus“, oder „es stürzt ab“, bei jeder simplen Pilotendurchsage schloss ich innerlich bereits mit meinem Leben ab. Fatalismus, adios! Das Leben hatte mich wieder! Trotz der ganzen Angst verspürte ich in diesen viereinhalb Stunden mal das genaue Gegenteil von Todessehnsucht – ist ja auch eine Erfahrung.

Der Flughafen von Funchal gehört angeblich (immer noch? Man benötigt jedenfalls aufgrund der Fallwinde eine spezielle Lizenz) zu den Top Ten der gefährlichsten Flughäfen auf der ganzen Welt. Nur gut, dass ich vorher davon nichts wusste. Davon abgesehen war ich beim Landeanflug, der tatsächlich extrem spektakulär ist, mit einem Mal wieder tiefentspannt. Hauptsache, runter mit dieser Todesmaschine und raus aus dieser.

Ankunft in FNC (Funchal Airport), Januar 2019

Der Landeanflug gestaltete sich so: Das erste Mal auf diesem Horrorflug, dass ich mich wagte, aus einem der Fenster zu schauen. Vor einem im Atlantik erscheint eine Wolkenfront, welche Madeira umhüllte an diesem Tag (und bei meinem zweiten Anflug ebenso). Das Flugzeug geht weiter runter und durchbricht die Wolkenfront; dann tauchen vor einem grünbewachsene Berge auf und unter einem die Desertas auf. Das Flugzeug sinkt weiter und geht parallel in eine verhältnismäßig (im Vergleich zu anderen Anflügen) steile Kurve. Jetzt überfliegt man nunmehr und sozusagen handgreifbar zahlreiche schmucke Häuschen mit den madeiratypischen, orangefarbigen Dächern; dann ist man auf der Rollbahn und es wird mehrfach ruckartig und sehr zackig abgebremst, weil das Rollfeld selbst trotz einem Anbau nicht sonderlich lang ist. Und dann steigt man aus und ist in einer völlig anderen Welt.

Die Temperaturen sind lau und frühlingshaft warm, wenn man geradewegs aus dem deutschen Winter kommt, beinah schon: heiß. Es riecht nach Blüten und Meer, die Luft ist überall auf der Insel (außer auf den Gipfeln) regelrecht gesättigt von dem Duft.

Innerhalb kürzester Zeit bin ich wie erschlagen von der (für mich) Fremdartigkeit und Exotik. Ich staune nur noch, bin überwältigt, kann es nicht fassen, so surreal ist das alles für mich; ab dem ersten Schritt, den ich auf diese Insel setze, befinde ich mich in einem Traum, aus dem ich nicht mehr erwachen möchte, in einem Märchen!

Zum ersten Mal werde ich diesmal hier eine Woche verbringen, zum ersten, aber nicht letzten Mal im Quinta Splendida in Canico, einem Hotel inmitten eines botanischen Gartens mit einer traumhaften Aussicht auf den Atlantik. Ich möchte weinen vor Freude und Dankbarkeit und tue es auch. Und auch das nicht zum ersten und letzten Mal auf dieser Reise, oder, auf allen Reisen.

Was Reisen für mich bedeutet – Teil 2

Ankommen. Ankommen an einem fremden Ort, wo ich ich selbst bin, weil ich selbst ein Fremdling bin, weil ich (zumindest an deutschen Maßstäben gemessen) schlichtweg anders bin, schon immer. Ankommen und von einem Moment zum nächsten den Wunsch in mir spüren, die Welt und das Leben in Gänze zu umarmen.

Freiheit. Aber auch dazu irgendwann mehr, weil Freiheit so ein dermaßen umfassender Begriff und ja, auch ein konkretes Erlebnis ist, dass eine Erklärung in diesen Beitrag nicht mehr passt. Freiheit ist assoziiert mit Erfahrungen und Unternehmungen, die ich nicht nur auf meiner ersten Reise nach Madeira mitnahm, sondern beispielsweise auch auf Mallorca (ohne Witz jetzt), Rhodos… Fuerteventura, etc..

Eine existenzielle Angelegenheit und Notwendigkeit. Reisen bzw. die Sehnsucht, wieder verreisen zu können, ist für mich ganz persönlich kein Luxusgezimper, ich stabilisiere mich dadurch, kann damit Krisen besser bewältigen und auch im Alltag zurechtkommen, zumal ich zudem weiß, was Verzicht, Einschränkungen, sowohl innerliche, als auch äußerliche, und demnach Armut bedeuten (Armut: Man hat nur noch ein paar Euro in der Tasche und muss echt grübeln, wie man sein Kind und sich überhaupt satt kriegt. Wie man Rechnungen bzw. die Miete bezahlen kann. Wie man bei jedem Einkauf rechnet und nachts vor Existenzangst kaum schlafen kann. Oder: Wie man angewiesen ist auf Erwachsene, weil man selbst minderjährig ist, und die Erwachsenen ihr Geld lieber versaufen, statt in Lebensmittel zu stecken, und wie man deswegen Hunger hat. Ja, Hunger. Das gibt’s auch in Deutschland und das ist leider auch etwas, dass ich persönlich erfahren habe).

Aktuelle Lage

Derzeit sind für Reisende und Reisewillige wegen der ganzen Coronageschichte düstere Zeiten angebrochen. Nicht jeder, der sich darüber „beschwert“, gerade nicht verreisen zu können, hat ausschließlich ein Luxusproblemchen, was ich mit diesem Beitrag unter anderem aufzeigen möchte. Da steckt oft sehr viel mehr dahinter. Und so geht es nicht nur mir!

Meine Gedanken sind des Weiteren tagtäglich bei den vielen lieben Menschen, die ich unterwegs auf meinen Reisen traf, und die durch die Coronakrise noch viel, viel mehr betroffen sind, als ich es bin. Weswegen ich mit diesem Blog jetzt auch einen gewissen Support liefern möchte. Diese Menschen arbeiten sehr hart, damit andere eine schöne, unvergessliche Zeit haben. Wenn das alles vorbei ist, sind sie auf diejenigen, die es sich leisten können – und ich schäme mich echt nicht mehr, dazuzugehören, denn ich habe mir alles in meinem Leben hart erarbeiten und erkämpfen müssen und bekam nie irgendwas „geschenkt“ – angewiesen. Deswegen supporte ich an dieser Stelle zunächst erst einmal das Quinta Splendida in Canico auf Madeira. Zwei wundervolle Aufenthalte rechtfertigen diese Empfehlung absolut, auch wenn andere es sicher mindestens genauso verdienen – ich kann mich nicht mehrteilen.

Ich habe für mich zudem beschlossen, die Sehnsucht nicht aufzugeben, sondern andere an meiner Reisefreude, meiner Neugier, meiner Offenheit bezüglich neuer Erfahrungen teilhaben zu lassen in Form eines virtuellen Travelbooks. Das werde ich ausführlich schriftlich hier tun, wie auch mit noch mehr Bildern hinterlegt auf meinem Instagramprofil unter https://www.instagram.com/perseichi/


Und ich hoffe einfach damit, ein kleines Licht zu entzünden in der ganzen momentanen Situation und andere an diesem Leuchten teilhaben zu lassen.

Keep safe and healthy.

http://www.quintasplendida.com/
https://www.tripadvisor.de/Hotel_Review-g580258-d320754-Reviews-Quinta_Splendida_Wellness_Botanical_Garden-Canico_Madeira_Madeira_Islands.html
https://www.madeira-web.com/en/
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