Reisestile, Reiseziele

Reisestil?

Das Wort existiert echt! Aber: Keine Ahnung, ob der Begriff frei erfunden ist oder tatsächlich eine reale Kategorie darstellt – allerdings belegte mir ein kurzes Googeln, dass dieser Begriff durchaus Verwendung findet. Deswegen erzähle ich heute ein bisschen über meinen persönlichen Reisestil, bevor es mit den Travelbooks weitergeht.

Vorab: Ich würde Reisestil als eine bestimmte Art des Reisens definieren, hierzu gehören auch Aspekte, die einem bereits vor einer Buchung bzw. einer festen Auswahl (Ort, Hotel, Hotelbedingungen, Ziel, usw.) wichtig sind.

Ich ganz persönlich mag es mittlerweile auch ganz gern mal ein wenig dekadent. Sprich, mit Luxus.

Die Zeiten sind vorbei…

… in denen ich ganz persönlich Urlauben noch etwas abgewinnen kann, in denen man schon total gestresst und erschöpft an seinem Zielort ankommt, dann entweder mit seinem ganzen Gepäck noch mühselig seine Unterkunft suchen oder diese sogar aufbauen muss. Als ich jung war, waren schlicht und ergreifend auch aus finanziellen Gründen nur solche Reisen drin: Möglichst nah und mit öffentlichen Verkehrsmitteln (Bus, Bahn, mein längster Trip dauerte 18 Stunden nach Bayonne, Frankreich) zu erreichen, die sich zudem am Boden, statt in der Luft, bewegten (siehe mein Beitrag über Flugangst), zum Teil eine absolute LowBudgetKombi aus Trampen und (wild) Campen; später dann vor Allem im Familienkontext Pensionen oder preiswerte Ferienunterkünfte, und trotz auch der ein oder anderen positiven Erfahrung waren doch viel häufiger als erwünscht und/oder erholsam ’ne fehlende Hygiene (episch eine Unterkunft, bei der Tochter und ich wegen Dreck, ja, Dreck, und massivem Schimmel und keinerlei Erreichbarkeit des Anbieters frühzeitig abreisen mussten), eine hohe Lautstärke bis hin zur Lärmbelästigung sowie Frühstücksgebäck, mit dem man Enten hätte totwerfen können, AllInclusive. Nee. Sorry, aber ich persönlich brauche sowas im Urlaub dann echt nicht mehr.

Im Rückblick gesehen bin ich zwar schon immer verreist. Aber nur ganz selten hat es sich dann überhaupt wie Reisen, geschweige Urlaub für mich angefühlt. Zum Beispiel: Echt unzählige Male in die Niederlande getrippt, zu jeglichen Jahreszeiten. Und: Mittlerweile kostet ein Aufenthalt dort in einer halbwegs passablen Unterkunft (ohne Schimmel, ohne Lärm, und ohne die fast schon obligatorische NL-Liebestöterbettritze) direkt am Meer fast genauso viel wie ein paar Tage woanders in einer nicht nur halbwegs passablen Unterkunft. Wo es zudem wärmer (und für mich persönlich ! hübscher, ich betone es, aus Gründen, s.u.) ist und es mehr zu sehen gibt als Dünen, Nordsee und Strandbars.

Für einen Spontanausflug sind die Niederlande jedoch, wie ich finde, durchaus immer noch gut, so geschehen erst im Dezember letzten Jahres, allerdings auch nur mangels Flugalternativen zu diesem konkreten und sehr spontanen Zeitpunkt ^^. Dennoch ist es einfach nicht mehr meine bevorzugte Art, auf Reisen zu gehen, zumal, wenn ich bereits weiß, was mich am Zielort erwarten wird und die Erkundungsmöglichkeiten alleine dadurch limitiert sind.

Reisestil-Mischform

Im Prinzip bin ich ein Mischtyp. Ich bin kein Backpacker und werde es auch niemals mehr werden, das ist mir ganz persönlich einfach viel zu anstrengend geworden; aber ich liebe es, zu erkunden, und je abseitiger ich von bekannten Pfaden und berühmten und manchmal überlaufenen Spots erkunden kann, umso besser. Insbesondere zieht es mich stets hinaus in die Wildnis, wenn ich unterwegs bin.

Ein reiner Badeurlauber bin ich auch nicht. Aber ich habe für mich festgestellt, dass es – für mich – nichts Cooleres gibt, als den ganzen Tag komplett auf eigene Faust (z.B. Mietwagen) ab früh morgens unterwegs gewesen zu sein, um ab nachmittags gechillt im Liegestuhl auf der eigenen Terrasse, dem eigenen Balkon zu aasen – und ja, mit Meerblick, bitt’sehr, wenn schon, denn schon – oder im Meer bzw. in einem Pool zu plantschen, der, wenn es geht, noch beheizt und hübsch gestaltet ist, ’nen guten Cocktail zu trinken und mich vor allem nicht mehr um die leidige Nahrungsaufnahme bzw. -zubereitung kümmern zu müssen.

Nebenbei, jetzt noch einmal zu AllInclusive: Zweimal gemacht, ein weiteres Mal brauche ich es nicht. Erstens trink‘ und ess‘ ich am Ende doch nicht so viel, wie es meine generelle Gefrässigkeit vermuten lässt, zweitens habe ich auch für mich festgestellt, dass die Speisequalität – ggf. durch AllIn bedingt – zu wünschen übrig lässt im Vergleich zu den Hotels, die ich mit „nur“ der Option auf Halbpension gebucht hatte.

Ein solcher Reisestil wie der meine kostet entsprechend Geld, was letztlich auch dazu führt, dass es nicht mal „soeben irgendwo“ sechs oder gar acht Wochen sein können. Hierzu würde aber auch meine Zeitplanung für Reisen an sich nicht allzu viel hergeben, und halt des Weiteren, dass ich mich im Urlaub auch einfach erholen möchte, dazu gehört für mich ganz persönlich letztlich etwas Luxus dazu. Das nennt man wohl Kompromiss. Ich mag es weiterhin sehr, dass ich mich in Urlauben in Hotels der höheren Preiskategorie einfach mal umsorgt fühle, ohne, dass ich mich großartig noch um etwas kümmern muss. Dieses „Verantwortung abgeben“ ist für mich ganz persönlich schon echt toll und etwas, dass ich eigentlich auf Reisen nicht mehr missen möchte.

Tipps: Die bisher schönsten Hotelanlagen

Ich möchte an dieser Stelle jetzt einmal die bislang schönsten Hotels supporten, in denen ich bisher gewesen bin. Diese Supports sind dadurch mitbedingt, dass ich dort ausnahmslos positive Erfahrungen machte, andere Hotels bzw. Hotelanlagen es sicherlich ebenfalls verdient haben, aber ich mich auch nicht mehrteilen kann, wie ich bereits auf diesem Blog schon einmal erwähnte – angesichts der aktuellen Situation mit Corona hatte ich letztlich eine Auswahl zu treffen. Das ist also meine.

1) Quinta Splendida Wellness & Botanical Garden auf Madeira
Warum: Das Hotel liegt inmitten eines botanischen Gartens, ist wunderhübsch gestaltet (ich bin ein kleiner Ästhet ^^), es bietet eine phänomenale Aussicht auf den Atlantik und die Ilha Desertas; das Essen ist großartig, besonders die Kuchen (Semifredos mit Obst, Nusskuchen, bei dem man vor Genuss auf der Stelle umfallen will), das Personal ist so lieb, herzlich und freundlich, dass man sich auch beim Alleinreisen nie allein fühlt. Ein ganz wichtiger Faktor.
Mein besonderes Highlight: Als Wiederholungstäterin bekam ich bei meinem zweiten Aufenthalt ein günstiges Upgrade auf die Spa-Suite. Und die war sowohl von der Einrichtung, als auch vom Ausblick her, unübertroffen, morgens mit Blick auf den Ozean aufwachen, das war neben der großzügig angelegten Terrasse schon phänomenal.
Preise: Immer noch günstiger als die Kanaren bei etwas mehr Luxus in der gleichen Hotelkategorie.

Ausblick von der Quinta, Sonnenaufgang.
Quinta Splendida
Quinta Splendida Suite mit Ausblick auf den Atlantik

Links
http://www.quintasplendida.com/
https://www.holidaycheck.de/hi/quinta-splendida-wellness-botanical-garden/af81de18-20fe-349f-9d13-fd810eae58e1

2) Atrium Prestige Thalasso Spa Resort & Villas auf Rhodos
Warum: ein Märchen. Das Hotel liegt im Süden der Insel in abgeschiedener Lage. Für alle, die es ruhig, aber maximal luxuriös mögen. Auch hier ist die Gestaltung einfach sagenhaft, bis hin zu dem grandiosen Infinitypool, der jedem dankbaren Urlauber die Tränen in die Augen treiben möchte, auch abends durch die Glitzerbeleuchtung ein absolutes Highlight. Das Essen war bzw. ist fantastisch, besonders, wenn man ein Faible für mediterrane Küche hat. Und ich habe noch nirgends so gute Cocktails getrunken, Christos von der Poolbar sei Dank. Maria hingegen versorgte mich morgens mit Insidertipps zur Erkundung und allgemein fühlte ich mich in der fröhlich-warmherzigen Stimmung in diesem Hotel pudelwohl.
Mein besonderes Highlight: Die durchsichtige Scheibe im Bad. So konnte ich von der Badewanne aus auf das Mittelmeer gucken. Und die hotelinterne App, mit der man sich z.B. Snacks und Getränke ordern konnte, ohne sich vom Liegestuhl (am Pool, am Strand) bewegen zu müssen (nebenbei: mein Verderben).
Preise: teuer! Ich habe damals via Tui (eine meiner wenigen Pauschalurlaube) für Ende September/Anfang Oktober, übrigens Superreisezeit nach Rhodos, ein Schnäppchen ergattert. Ich möchte auch unbedingt noch einmal in dieses Traumhotel, warte aber derzeit noch das Ende von Covid ab.

Aussicht. Der Infinitypool verschlägt einem den Atem.
Lobby
Sonnenaufgang vom Balkon

Links
https://www.atriumprestige.gr/de/
https://www.tripadvisor.de/ShowUserReviews-g1568712-d1418538-r629678958-Atrium_Prestige_Thalasso_Spa_Resort_and_Villas-Lachania_Rhodes_Dodecanese_South.html

3) Europe Villa Cortés in Teneriffa
Warum: Obwohl es mich selbst kein zweites Mal nach Teneriffa zieht (mehr dazu irgendwann in einem gesonderten Beitrag), dem Hotel an sich ist keinerlei Vorwurf zu machen. Eher eine ruhige, dafür aber sehr schön gestaltete Anlage inmitten des ganzen Trubels, das zur Hochsaison zu gewährleisten und maximale Entspannung zu ermöglichen empfand ich schon als „outstanding“. Sehr liebes und freundliches Personal, auch hier. Zu meinem Geburtstag gab es eine kleine Überraschung auf’s Zimmer, welche mich sehr gefreut hat.
Mein besonderes Highlight: Tatsächlich diese Oase der Ruhe inmitten des ganzen Trubels, die schöne Aussicht vom Balkon aus auf La Gomera, die hübsche Gestaltung, das sehr schöne Zimmer. Da passte von der Innenausstattung her alles und es saß jemand dahinter, der sich viele Gedanken darüber gemacht hat.
Preise: Ich behaupte mal keck, in der Kategorie in der Hochsaison (Sommerferien) auf den Kanaren noch vergleichsweise moderat.

Hotelansicht, im mexikanischen Stil gehalten.
Zimmer
Pool. Einfach chillen.

Links
https://europe-hotels.org/hotel-villa-cortes/home/?lang=de
https://www.tripadvisor.de/Hotel_Review-g562820-d255203-Reviews-Europe_Villa_Cortes-Playa_de_las_Americas_Arona_Tenerife_Canary_Islands.html

Berühmte letzte Worte

Es ist schon etwas schräg, aber ich habe mittlerweile die Erfahrung gemacht, dass man häufiger in der ein oder anderen Reisegruppe in sozialen Netzwerken oder sogar privat für seinen persönlichen Reisestil angegangen wird. Wieso auch immer. Scheint ein Reizthema zu sein. ^^

Deswegen einfach hier ein kleiner Appell:
Leute, lasst die Menschen einfach ihren Urlaub verbringen, wie es für sie und ihre Lebenssituation und ihren persönlichen Stil passend ist und sich gut anfühlt. Ich habe diesen Beitrag deswegen erstellt, um meinen eigenen Reisestil zu teilen, da sich vielleicht der ein oder andere wiederfindet und sich ein wenig Input rausnehmen kann. Weder möchte ich jemanden belehren, wie er seine Urlaube und Reisevorlieben in Zukunft zu gestalten oder gar zu genießen hat, noch will ich wem vorschreiben, wie das Reisen und Urlaube an sich anzugehen sind. Komischerweise bilden sich, was Reisen oder Urlaubsverhalten angeht, viel zu oft verschiedene Lager – so, als wären es irgendwelche Glaubenskriege, die zu führen notwendig sind.

Dabei ist das Reisen und ein Urlaub doch viel zu schön. Genießt es einfach! Wie, wann, wo, spielt dabei absolut keine Rolle, oder, für die „schönste Zeit im Jahr“, es sollte keine spielen. Was ich mag, mag dem anderen gar nicht zusagen. Was derjenige mag, käme für mich nicht in Frage.

Und! Eins eint uns Reiseverrückte doch immer, trotz den verschiedenen Reisestilen und Reisezielen: Neugier und Vorfreude auf etwas, was mal nicht dem Alltag entspricht. Und das sind, wie ich finde, sehr schöne Eigenschaften.